Rezension: Mein bester letzter Sommer

In letzter Zeit gab es vermutlich keinen anderen Roman, der mir so an die Nieren gegangen ist wie Mein bester letzter Sommer von Anne Freytag. Auch wenn das Buch tieftraurig ist, beinhaltet es dennoch eine lebensbejahende Botschaft. Wenn ihr wissen wollt, worüber der sogenannte Sick-Lit Roman handelt und welche Maßnahmen ich ergriffen habe, um die Teskar-Leere zu überwinden, seid ihr bei meiner heutigen Rezension genau richtig. 



Der erste Freund, die große Liebe, die kulturreiche Weltreise, der Führerschein – all das bleibt Tessa verwehrt. Obwohl sie erst 17 Jahre alt ist, weiß sie, dass sie bald sterben wird. Anstatt wirklich ihr Leben zu genießen hat Tessa immer auf den idealen Moment gewartet und jetzt plant sie ihre eigene Beerdigung. Als sie auf Oskar trifft wird ihr bewusst, dass man nicht alles im Leben perfekt organisieren kann. Dinge passieren und manchmal kann man sich dagegen nicht wehren. Oskar versteht das Mädchen. Er glaubt zu wissen, wer Tessa ist, auch wenn sie Angst hat, sich ihm zu öffnen. Oskar kann gar nicht anders, als ihr einen wundervollen besten Sommer zu bescheren.



Auf dieses Buch habe ich schon lange sehnsüchtig gewartet (nicht umsonst kam es in mein Video über die Bücher, auf die ich mich 2016 am meisten freue). Das lag nicht nur an der charmanten Autorin Anne Freytag, sondern auch an meiner Vorliebe für Romane aus dem Sick-Lit-Genre. Schon nach den ersten Seiten war ich ziemlich gefesselt, auch wenn der Prolog mich anfangs etwas verwirrt hatte, weil ich zu dem Zeitpunkt noch nichts mit ihm anzufangen wusste.

Schon das Design ist ein Augenschmaus für sich. Klappt man das Buch auf, findet man eine zauberhafte Karte von Deutschland nach Italien vor und auf den letzten Seiten kann man die offizielle Teskar (Tessa und Oskar) Playlist bewundern. Bei so viel Liebe fürs Detail ging es gar nicht anders, als dass ich mich in den Roman verliebt habe.

Das Buch erzählt die Geschichte aus Tessas Perspektive in der ersten Person, weshalb ich mich schnell mit der Figur identifizieren konnte – auch wenn Tessa das einem manchmal gar nicht so leicht macht. Allerdings folgt nicht der gesamte Roman ausschließlich ihrer Perspektive, doch mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten.

Auch die Kapitel machten es mir leicht, schnell in einen Lesefluss zu kommen und gar nicht mehr aufhören zu wollen. Mit einer manchmal etwas ominösen Überschrift, die gleichzeitig für viel Charme sorgt, und einer kleinen Zeichnung wird das Kapitel begonnen. Diese sind kurz und machen Lust darauf, direkt das Folgekapitel zu lesen. Ich wurde jedenfalls sofort angefixt.

Die Charaktere sind wundervoll gestaltet. Protagonistin Tessa scheint auf dem ersten Blick zwar wie das Mädchen aus deiner Klasse, das immer in allem die Beste war und das ideale Leben geführt hat, doch strahlt sie darüber hinaus noch so viel mehr aus. Im starken Kontrast zu ihr steht ihre Schwester, die sich genau gegenteilig verhält; sie sagt immer das, was sie denkt und gibt nichts darauf, was die anderen von ihr halten. Mit ihr kam ich am schwierigsten aus, denn auch wenn ihre Protesthaltung eine tiefere Bedeutung hat, fand ich ihre Überreaktionen manchmal weniger authentisch. Tessas Eltern wirkten auf mich oft mit der Situation überfordert, doch welcher Elternteil wäre das nicht, wenn er erfahren würde, dass die eigene Tochter stirbt? Oskar ist der Mann in der Mitte, der zwischen all dem steht. In ihn kann man sich ja eigentlich nur verlieben, so liebevoll und fürsorglich er ist. Besonders Oskars Hintergrundgeschichte hat mich zu Tränen gerührt. Insgesamt haben mich die Charaktere überzeugt. Sie wirkten einfach, wie die Leute von nebenan und das machte das Ganze für mich sehr realistisch.

Die Romanthemen drehen sich nicht nur um Tessas Krankheit. Es geht um Liebe und Familienzusammenhalt, darum, sich Wünsche zu erfüllen und das Leben in all seinen Zügen auszukosten. Ein Road-Trip sorgt für den entsprechenden Flair (und man wünscht sich gleich selbst in die Sonne) und verpackt die Geschichte kompakt. So traurig der Roman auch ist, weiß Anne Freytag mit den Worten umzugehen. Man stürzt nicht in ein unendlich tiefes Loch, selbst wenn man gerade ein paar Tränen verdrückt hat. Es schien mir, als habe jedes Wort den perfekten Platz gefunden, um dem Leser trotz der Traurigkeit ein Lächeln zu schenken. Als emotionaler Mensch habe ich beim Lesen viel geweint, doch schlussendlich hatte ich ein gutes Gefühl, als ich die letzte Seite ausgelesen hatte. Anne Freytag hätte den Bogen zwischen Freude und Kummer nicht besser spannen können.

Vor allem blieb mir aber Tessas Unsicherheit ständig im Kopf. Sie denkt viel nach, anstatt die Worte auszusprechen und so ist sie sich selbst nie sicher genug, um den nächsten Schritt zu wagen. Ihr kranker Körper und der Gedanke daran, dass sie nicht attraktiv genug sein könnte, stört sie. Sie hat Angst, sie könne jemandem zu nahe kommen und denjenigen damit verletzen und hält sich selbst für zu unerfahren, um aus sich herauszukommen. Trotz ihrer Krankheit ist Tessa ein Mädchen von nebenan mit Ängsten, die wohl jeden Teenager bewegen dürften.

Nach der Entdeckung der Playlist im Buch war klar, dass auch Musikfans auf ihre Kosten kommen. Immer wieder begleiten Tessa und Oskar verschiedene Songs, die einem danach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Bei mir blieb die Musik zu Teskar so sehr hängen, dass ich auf Spotify direkt eine Teskar-Wiedergabenliste  erstellt habe. Dadurch sind die Figuren und ihre Geschichte auch bei mir, nachdem ich den Roman ausgelesen hatte. Und so schnell werden sie auch nicht von meiner Seite weichen.




Der Schreibstil ist umwerfend, die Charaktere authentisch und man bekommt sofort große Reiselust! Noch immer möchte ich weinen, wenn ich nur an die Geschichte denke und trotzallem kann ich gar nicht anders, als die lebensbejahenden Botschaften, die das Buch durchziehen, zu loben. Besonders habe ich mich über die Playlist zum Roman gefreut, sodass ich gar nicht anders konnte, als Mein bester letzter Sommer mit fünf von fünf Lesebrillen auszuzeichnen. Dieses Buch wird dieses Jahr vermutlich noch häufig verschenkt und empfohlen und ist nicht etwa still und schleichend, sondern ziemlich rasant in meine Liste der Lieblingsromane gewandert. Anne Freytag, du hast mich verzaubert.


  



Titel: Mein bester letzter Sommer
Autorin: Anne Freytag
Verlag: Heyne fliegt
Preis: 14,99€
ISBN:  978-3-453-27012-1
Sonstiges: Hardcover, 368 Seiten

Die genannten Details sind der Website von Randomhouse entnommen.

Vielen Dank an Randomhouse!




6 Kommentare:

  1. Das klingt war wirklich toll, habe das Buch auch noch auf meinem sub und werde es als nächstes lesen. Also wenn du so davon schwärmst, muss es ja wirklich der totale Knaller sein :-) Bin gespannt <3

    LG Nina <3
    www.madamecherie.de

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    1. Es ist wirklich ganz toll! Bin gespannt, wie es dir gefällt :)

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  2. Das Buch ist auf meinem Wunschzettel schon vermerkt. Nach dieser wirklich sehr ansprechenden Rezension, sollte ich mir diesen Wunsch bald erfüllen, damit auch ich verzaubert werden kann. ;-)
    Liebe Grüße,
    Hibi

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    1. Danke, Hibi! Ich kann es dir auf jeden Fall nur empfehlen ;)

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  3. Hey liebe Lea,

    spätestens seit ich die Autorin bei einer Lesung live gesehen habe, möchte ich dieses Buch auch unbedingt lesen! Deine Rezi hat mich nur noch mehr in diesem Wunsch bestätigt. Vielleicht erhört das Christkind diesen ja... :)

    Vorweihnachtliche Grüße
    Kathi von Lesendes Federvieh

    PS: Wir haben einen Adventskalender der besonderen Art auf unserem Blog vorbereitet bei dem es sogar eine Kleinigkeit zu gewinnen gibt, schau doch gleich mal hier vorbei! :)

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    1. Liebe Kathi,

      ich freue mich, dass meine Rezension Lust auf mehr machen konnte! Ich finde das Buch so wunderbar und drücke dir die Daumen, dass das Christkind gnädig ist ;)

      Liebe Grüße
      Lea

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