Die Insel der besonderen Kinder: Buch vs. Film


Die Insel der besonderen Kinder hat seit dem Kinostart im Oktober 2016 immer mehr Beliebtheit erlangt und auch mich hat die besondere Geschichte von Ransom Riggs schwer begeistert! Ich möchte euch heute die Erzählung rund um Miss Peregrine und ihre Schüler vorstellen und insbesondere den Film mit seiner Buchvorlage vergleichen. Lohnt sich die Adaption?

Wir sind vermutlich alle etwas misstrauisch, wenn unsere Lieblingsbücher verfilmt werden. Kann der Film dem Buch gerecht werden? Werden die Figuren auch buchgetreu dargestellt? Ich gehöre zu den Leuten, die grundsätzlich erst einmal skeptisch sind, sich aber gerne positiv überraschen lassen.
Bei Die Insel der besonderen Kinder war es ein wenig anders. Ich liebe die Ästhetik von Tim Burton und schaue mir gerne seine Filme an, weswegen ich seinen neusten Streich, Die Insel der besonderen Kinder, nicht im Kino verpassen wollte. Allerdings hatte ich bis zum Premieredatum noch nicht das Buch gelesen und Angst, dass mir der Film den Roman kaputtmachen könnte. So überlegte ich hin und her, entschloss mich dann aber dazu, das Buch ausnahmsweise einmal nach dem Film zu sehen. Bei dem Titel war ich mir schließlich sicher, dass mich Burton mit seinem Film nicht enttäuschen würde.

Ganz vorab, worum geht es eigentlich in Die Insel der besonderen Kinder? Der sechszehnjährige Jacob kann Fantasie kaum noch von der Realität unterscheiden – zumindest will man ihm einreden, seine Hirngespinste seien nicht echt. Als sein Großvater jedoch auf mysteriöse Weise angegriffen wird und Jacob dazu auffordert, eine ganz bestimmte Insel aufzusuchen, macht er sich auf den Weg nach Wales. Er sucht das Waisenhaus, in dem sein Großvater früher eine Zeit lang lebte, findet jedoch nur Ruinen vor. Eines Tages trifft er dort Emma und eine Gruppe Kinder, die er von den Fotos seines Großvaters wiedererkennt und lässt sich von ihnen mit in eine Zeitschleife nehmen. Jacob landet im Jahr 1940, als das Waisenhaus von Miss Peregrine noch nicht durch die Bombardierung dem Erdboden gleich gemacht wurde. Er erfährt, dass all die Geschichten wahr sind: Die Kinder haben ganz besondere Fähigkeiten. Das bedeutet aber auch, dass die Angreifer seines Großvaters real sind und die Leben der Besonderen bedroht werden.

Ganz ehrlich? Ich war wirklich froh, dass ich erst den Film sah und danach das Buch las. Ich konnte mich beim Film richtig darauf konzentrieren, was auf der Leinwand geschah und musste mich nicht unnötig mit Fragen ablenken, ob dieses oder jenes richtig dargestellt wurde. Simone von Leselurch begleitete mich zum Screening und kannte die Buchvorlage bereits. Sie war im Gegensatz zu mir manchmal etwas enttäuscht – auch wenn uns beiden der Film grundsätzlich gefiel.
Ich dagegen konnte mich dadurch nun vollends auf den Roman freuen, den ich so gut fand, dass ich ihn mit fünf von fünf Lesebrillen bewertete. Natürlich sah ich auch jetzt die kleinen Auffälligkeiten, die im Roman anders sind als im Film, aber sie störten mich nicht sonderlich. Ich fand es angenehm, dass mir der Roman nochmal deutlich besser gefiel und so war jede Angst unbegründet.

Aber was ist jetzt eigentlich anders? Die wohl schwerwiegendsten Änderungen wurden an den Charakteren vorgenommen.
Miss Peregrine, die im Roman eine ältere Dame ist, wird im Film von der zauberhaften – und deutlich jüngeren – Eva Green verkörpert. Das Schöne am Buch sind die Fotografieren, die Ransom Riggs eingefügt hat und einem direkt die Ästhetik seines Titels verdeutlichen. Auf den Fotos ist Miss Peregrine eben weniger jung und flott (außer man sieht natürlich die Fotos aus ihrer Jugend). Im Buch funktioniert das gut, doch für die Leinwand brauchte man wohl ein jüngeres Modell als Lehrerin der besonderen Kinder. Eva Green wurde vermutlich gecastet, weil sie nicht nur eine hervorragende Schauspielerin, sondern auch Tim Burtons Liebling ist. Sie sieht in ihrem Outfit direkt badass aus, beteiligt sich aktiv bei Kämpfen und Aktionen. Ich kann verstehen, warum sie das Alter der Schulleiterin änderten, finde es aber gleichzeitig schade, dass man so stark vom Original abweichen musste, da dadurch viel von der Sanftheit und der Großmütterlichkeit von Miss Peregrine verlorengeht.
Die zweite Charakteränderung fand bei Emma statt. Im Buch kann sie Feuer herbeizaubern, im Film ist sie leichter als Luft. Dabei ist diese Eigenschaft einem viel jüngeren und kindlicheren Mädchen im Buch zugeschrieben, nämlich Olive. Weil man aber auf die Feuerspielchen im Film nicht verzichten wollte, erhielt Olive diese Fähigkeit und es wurde sozusagen getauscht und am Alter der Film-Olive gemogelt (sie ist deutlich erwachsener). Das hat im Film ganz klar den Grund, um Emma noch ein bisschen sanfter zu gestalten und sie romantischer wirken zu lassen, um die Beziehung zu Jacob herauszustellen. Das feurige Temperament hätte vielleicht auch einfach nicht zu der Schauspielerin gepasst, der man durchaus abkauft, dass sie leichter als Luft ist und förmlich schwebt. Ich war im Nachhinein aber doch etwas gefrustet, weil gerade dadurch Emmas wildes Temperament aus dem Buch im Film einfach nicht genug zur Geltung kommt.
Altersänderungen fanden zudem nicht nur bei Miss Peregrine und Olive statt, sondern auch bei Enoch. Bei ihm lag es ganz klar daran, dass man ihn als eifersüchtigen Gegenpart zu Jacob darstellen wollte – dass auch immer diese romantischen Bindungen in Filmen dazwischenkommen müssen!

Die erste Hälfte des Kinofilms hält sich eigentlich ganz gut an die Vorlage. Manchmal dachte ich mir beim Lesen sogar: Das haben sie im Film aber viel cooler dargestellt! und freute mich, dass der Film bei mir positiv in Erinnerungen geblieben ist.
Zum großen Showdown hin wird es aber immer merkwürdiger und nachher kann man nicht mehr viel miteinander vergleichen. Ich finde, dass die Konzepte der Zeitreisen und –Schleifen nicht genug im Film erklärt wurden, sodass mir nachher viele Fragezeichen über dem Kopf schwebten und ich mir von meiner Kinobegleitung erst einmal alles erklären lassen musste. Das Buch schafft es, das Finale episch aussehen zu lassen, ohne dass es zu krass wird. Der Film dagegen hat zum Showdown ein paar sehr lustige und groteske Szenen, die typisch für Tim Burton sind, aber nichts mehr mit der Vorlage zu tun haben.
Dass mir beim Film schon auffiel, dass mit der zweiten Hälfte etwas nicht stimmt, ist ja eigentlich nur bezeichnend, wenn man bedenkt, dass sich die erste Hälfte vorrangig an das Buch gehalten hat. Vielleicht hätte Burton einfach nochmal den Roman lesen und sich weniger auf seine übliche Ästhetik verlassen sollen?!

Im Großen und Ganzen bin ich aber zufrieden und freue mich, dass ausgerechnet Tim Burton den Titel verfilmt hat. Er kann gut mit Humor und Horror umgehen, wie er in seinen vorigen Werken schon zeigte.
Der Film bietet außerdem einen Ausblick, wie es weitergeht. Ob es sich dabei um Spoiler zu Band 2 handeln, kann ich jetzt noch nicht sagen. Man kann den Film aber durchaus ohne einen Folgefilm so stehenlassen, was vermutlich beabsichtigt war.

Ich freue mich jedenfalls jetzt auf den zweiten Band: Die Stadt der besonderen Kinder!


Die Insel der besonderen Kinder wurde auch als Comic im Carlsen Verlag veröffentlicht! Wie mir der Comic gefallen hat, könnt ihr in meiner Rezension nachlesen.  Meine Rezension zum Film findet ihr hier.


Die Insel der besonderen Kinder - Roman | Die Insel der besonderen Kinder - Comic


Vielen Dank an Knaur Fantasy & Science Fiction für die Einladung zum Screening und Droemer Knaur für das Leseexemplar!


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