Rezension: Nimona


Nimonas großer Traum geht in Erfüllung: Sie wird Sidekick eines fiesen Schurken und plant gemeinsam mit ihm böse Machenschaften! Aber Nimona ist kein gewöhnliches Mädchen, sie ist eine Gestaltwandlerin – auch wenn sie ihre Fähigkeiten oft nur zur eigenen Belustigung benutzt. Ich stelle euch heute einen Comic aus dem Splitter Verlag vor, der nicht nur das Fantasy Genre parodiert, sondern auch großartige Charaktere aufbietet! Mehr über Nimona von Noelle Stevenson erfahrt ihr in meiner Rezension.





Was wäre ein Königreich ohne einen Bösewicht, der Angst und Schrecken über das Land bringt? Nichts – findet zumindest Nimona, die unbedingt der Sidekick des Schurken Ballister Blackheart werden will. Die Teenagerin ist stürmisch und voller Tatendrang, Böses zu tun. Anfänglich belächelt Blackheart Nimonas Bemühungen, seiner Organisation beizutreten, doch als er erfährt, dass Nimona auch eine Gestaltwandlerin ist, glaubt er, diese Fähigkeit für seine Pläne nutzen zu können und stellt das Mädchen ein. Gemeinsam hecken sie gar schreckliche Feldzüge aus und geraten auf diese Weise immer mehr in das Fadenkreuz der Ordnungshüter des Landes. Aber Nimona scheint immer gemeinere Pläne zu schmieden, was Blackheart stutzig macht: ist sie vielleicht nicht die, die sie vorgibt zu sein? Und woher kommen überhaupt ihre erstaunlichen Fähigkeiten?



Ich bin im Verlagsprogramm von Splitter das erste Mal auf Nimona gestoßen. Das Cover und der Zeichenstil haben mich gleich angesprochen und als ich las, dass es sich um ein Mädchen handelt, das unbedingt Sidekick eines Oberschurken werden will, war ich Feuer und Flamme!

Noelle Stevenson ist die Illustratorin der beliebten Lumberjanes-Reihe und hat für Rainbow Rowells Roman Fangirl das Cover gestaltet. Ihr prägnanter Stil kam mir daher bereits bekannt vor. Ihre Strichführung scheint wie aus dem Ärmel geschüttelt, ganz leicht und unbeschwert. Die Figuren sind stark vereinfacht, sodass man die Charaktere hervorragend voneinander unterscheiden kann. Durch die Reduzierung wirkte auf mich alles irgendwie niedlich, was mir alleine schon durch den Kontrast zu der Darstellung der Bösewichte gut gefiel. Die Figuren stehen in Nimona schließlich auch ganz klar im Vordergrund, sodass Hintergründe in den Panels meist eher einfarbig gestaltet sind.

In die Figuren kann man sich eigentlich nur verlieben. Nicht nur dank des Zeichenstils, sondern weil die Charaktere alle viel mehr hergeben, als es offensichtlich ist. Sie alle haben eine Hintergrundgeschichte, die beim Lesen erst aufgedeckt wird. So kann sich der Spieß schnell drehen, aus Spaß wird dann Ernst.
Die Titelfigur Nimona hat sich von Null auf Hundert gleich in mein Herz geschlichen. Sie ist keck, scheut keinem fiesen Plan und macht das, worauf sie Lust hat. So ändert sich auch ihre punkige Frisur je nach Laune. Eigensinnig und frech nutzt sie ihre Fähigkeit, eine Gestaltwandlerin zu sein, nicht immer zu einem besonderen Zweck. Mal verwandelt sie sich auch einfach in einen Hai, um jemanden zu erschrecken. Nimona nimmt nicht immer alles so ernst, was ihr eine gewisse Leichtigkeit gibt. Trotz alldem wirkt sie nicht naiv, sondern eher geheimnisvoll. Das hängt auch mit ihrer Vergangenheit zusammen, die der Comic näher erläutert.
Blackheart ist Nimonas großes Vorbild, weswegen sie sich bei ihm als Sidekick bewirbt. Der Schurke ist im Land in Ungnade gefallen, doch so richtig böse scheint Blackheart eigentlich gar nicht. Im Gegensatz zu seinem Sidekick ist er gewissenhaft und feilt Pläne erst einmal aus, sodass er sich hervorragend zu der stürmischen Nimona ergänzt.
Wo die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, steht auch immer ein großes Institut über allem. Das Institut für Strafverfolgung und Heldentum findet es gar nicht witzig, was Blackheart und sein Sidekick anstellen. Mitten im Trubel befindet sich auch Goldenloin, passenderweise ein Held mit goldenem Haar, der einem oft ein wenig verloren und inkonsequent vorkommt. Der Gegenspieler von Blackheart und Nimona kennt den Schurken aus seiner Vergangenheit – und die liefert ebenfalls ein paar Geheimnisse.

In Nimona kreuzen sich die Genres. Durch Pferdeturniere, Märkte und Rüstungen bekommt man den Eindruck, es handle sich um einen High Fantasy Titel, doch immer wieder tauchen technische Geräte (beispielsweise große Monitore, brandgefährliche Sicherheitssysteme) auf, sodass die Grenzen von Altertum und Science Fiction überlappen.
Genauso verhält es sich mit der Mischung aus Humor und Drama. Der Comic beginnt federleicht: die Kapitel sind kurz und knackig und es gibt viel zu Lachen. Je weiter man in die Geschichte eintaucht, desto tiefgründiger werden die Erzählstränge. Ich war erstaunt, wie ernst die Situation gegen Ende wurde und beeindruckt von dem abwechslungsreichen Spiel der Comedy-Elemente. Mal hielt ich mir den Bauch vor Lachen, mal war ich geschockt von einer unerwarteten Wendung.
Auf große Einzelseiten wird daher auch nicht viel Wert gelegt, der Fokus liegt eher auf der Dynamik der Panels. Je weiter man in die Geschichte hineinliest, umso spannender wird sie. Man verfolgt Panel für Panel mit schnellem Auge und ist froh über den illustrierten Minimalismus – da wären kleinste Detailzeichnungen sowieso untergegangen.

Es gefiel mir insgesamt sehr gut, dass der Comic komplett koloriert wurde, denn die Farben unterstützen den Handlungsverlauf ungemein! Ich hatte den Eindruck, dass sich das Farbschema immer ganz um Nimonas aktuelle Haarfarbe konzentriert. Das Rot-Orange sticht zu Beginn hervor und wird von erdigen Tönen umgeben. Die Farben sind nie allzu grell, was beim Lesen sehr angenehm für mich war.


Nimona ist ein erfrischendes Comic-Spektakel! Ich habe es genossen, wie wunderbar harmonisch sich die Geschichte trotz vieler Gegensätze zusammenfügt. Obwohl mich anfänglich der Humor begeisterte, verschob sich mein Fokus schließlich auf die spannende Handlung. Die dynamischen Illustrationen sorgen dafür, dass man den Comic nicht mehr aus den Händen legen kann. Die niedlichen Figuren wachsen einem ans Herz, ohne dass sie es darauf anlegen. Ich war überrascht, wie gut mir der Titel schließlich gefiel und daher vergebe ich fünf von fünf Lesebrillen für Nimona von Noelle Stevenson.






Titel: Nimona
Illustratorin: Noelle Stevenson
ISBN: 978-3-95839-960-0
Verlag: Minisplitt
Preis: 19,95€
Sonstiges:  272 Seiten, Tradepaperback


Die genannten Details sind der Website von Splitter entnommen.

Vielen Dank an den Splitter Verlag für das Leseexemplar!



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