Rezension: Kicker im Kleid


Es scheint, als würde David Walliams seine Bücher nur so aus dem Ärmel schütteln. Ich möchte euch heute seinen neuen Titel Kicker im Kleid vorstellen, bei dem es um den jungen Dennis geht, der seine Leidenschaften, Fußball und Mode, vereinen möchte. Weil sein Vater, sein Bruder und sogar die Schule ihn für das Interesse an Mode aber nicht achten, ist das für Dennis gar nicht so leicht. Wie mir das Kinderbuch gefallen hat, erfahrt ihr in meiner Rezension.


Dennis teilt mit seinem Bruder und seinem Vater eine gemeinsame Leidenschaft: Fußball. Doch der Junge interessiert sich darüber hinaus auch noch für Mode und liebt es, in der Vogue zu blättern. Allerdings wird er für dieses Hobby nur belächelt und Dennis versucht daraufhin, seine Begeisterung für die Mode zu verstecken. Als er auf Lisa trifft, die seine Passion für Mode mit ihm teilt, werden die beiden Verbündete und hecken einen raffinierten Plan aus: Gemeinsam wollen sie die ganze Schule täuschen – und ganz nebenbei Dennis gegensätzliche Lieblingsbeschäftigungen, Mode und Fußball, vereinen.

Kicker im Kleid ist das vierte Buch, das ich von David Walliams gelesen habe. Ich finde seine Titel alle wahnsinnig abwechslungsreich und interessant, sodass ich Kicker im Kleid natürlich nicht verpassen wollte.

Die Bücher von David Walliams spielen alle in einem Universum, was mir gut gefällt. Dadurch entstehen viele Referenzen, die sich auf seine anderen Werke beziehen und man kann immer wieder schmunzeln, wenn beispielsweise bekannte Figuren, wie der Kiosk-Verkäufer Raj, auftauchen. Allerdings bauen die Bücher nicht aufeinander auf, da es sich um abgeschlossene Titel handelt.

Die Ausgangssituation versetzte mich bereits in eine melancholische und leicht traurige Stimmung: Dennis hat es in seiner Familie nämlich nicht leicht. Er lebt alleine mit seinem Vater und seinem Bruder, die Mutter hat die drei vor längerer Zeit verlassen. Aus dem Grund ist es nicht erlaubt, ihren Namen auch nur im Haus zu erwähnen, was Dennis oft traurig macht, da er sie vermisst. Sein Vater hat strenge Regeln für seine Kinder, wird aber eher als gescheiterte Persönlichkeit und nicht als Tyrann dargestellt.
Wie so häufig in den Romanen von David Walliams entwickelt man schon nach den ersten gelesenen Seiten Mitleid mit dem Protagonisten. Dennis hat ein Hobby, das er nicht publik machen will, weil er Angst hat, gehänselt zu werden. Er hat gemerkt, wie negativ seine Familie auf das Thema Mode reagiert hat und will deshalb nicht, dass jemand davon erfährt. Dazu kommen seine Schüchternheit und seine Introvertiertheit. Ein Glück, dass er noch den Fußball hat, bei dem er sich als einer der besten Spieler beweisen kann und geschätzt wird.
Neben Dennis hat mir auch Lisa als Figur gut gefallen. Sie ist zwar beliebt und hübsch, aber niemals herablassend. So freundet sie sich sogar mit dem deutlich jüngeren Dennis an, mit dem sie sich durch die Mode verbunden fühlt. Sie haben beide ein Händchen für Stoffe, Schnitte und Muster, sodass sie gemeinsam tolle Dinge schaffen können.

Durch die sehr verschiedenen Figuren ist Kicker im Kleid nahezu ein Lobgesang auf die Diversität. Sie unterscheiden sich nicht nur durch Alter, Geschlecht und Herkunft, sondern auch durch die Hobbies. Doch gerade die Freizeitbeschäftigungen bringen die Charaktere allesamt näher zueinander. Dabei mag man anfänglich nicht glauben, dass sich Fußball und Mode unter einen Hut bringen lassen.

Kicker im Kleid vertritt als Kinderbuch eine tolle Moral: Mach das, was dir gefällt und lass dich durch die Meinungen anderer nicht beirren! Dennis glaubt, dass er mit seiner Leidenschaft für die Mode alleine steht, bis er sich mit Lisa verbünden kann. Vor allem wird im Titel thematisiert, dass jeder Mensch das anziehen sollte, was man anziehen will. Kein Stil ist zu langweilig oder zu ausgefallen und niemand sollte wegen Äußerlichkeiten ausgelacht oder ausgeschlossen werden. Ich habe es regelrecht gefeiert, wie wunderbar die Crossdressing-Thematik in Kicker im Kleid umgesetzt wurde.

Ich hatte das Gefühl, dass Kicker im Kleid im Gegensatz zu den anderen David Walliams Titeln eher für eine ältere Zielgruppe geschrieben wurde. Das lag nicht nur an der Wortwahl, sondern auch daran, dass es mir vorkam, als wären die Kapitel dieses Mal etwas länger ausgefallen. So schienen mir auch die Illustrationen weniger geworden zu sein. Kicker im Kleid ist etwas ernster als die vorigen Walliams-Bücher, aber meiner Meinung nach dafür umso wichtiger!

Die Illustrationen hat dieses Mal Quentin Blake übernommen und damit Tony Ross ersetzt. Der Cartoonist und Illustrator zeichnete unter anderem für Roald Dahls Bücher. Mir persönlich fiel im ersten Moment gar nicht auf, dass die Illustratoren der Walliams-Werke wechselten. Die Stile ähneln sich stark, was vermutlich auch gewollt ist. Man merkt allerdings beim genaueren Hinsehen, dass Blake etwas gröber zeichnet und die Strichführung nicht immer sauber ist.


Kicker im Kleid hat mich auf ganzer Linie überzeugt und gehört neben Gangsta-Oma ab sofort zu meinen Lieblingsbüchern von David Walliams. Mir gefiel nicht nur die Umsetzung der Crossdressing-Thematik, ich habe die Protagonisten auch sofort in mein Herz geschlossen. Ich hatte Spaß daran, eine bekannte Figur aus dem Walliams-Universum wiederzutreffen, habe viel gelacht und auch eine Träne verdrückt. Kicker im Kleid beweist, dass es nicht nur für Kinder ist und sogar Erwachsene schmunzeln lässt. Daher vergebe ich für Kicker im Kleid von David Walliams aus dem Rowohlt Verlag fünf von fünf Lesebrillen!


Titel: Kicker im Kleid
Autor: David Walliams
Übersetzung: Dorothee Haentjes-Holländer
Illustrationen: Quentin Blake
ISBN: 978-3499217845
Verlag: Rowohlt
Preis: 14,99€
Sonstiges: 240 Seiten, Hardcover



Die genannten Details sind der Website von Rowohlt entnommen.

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Belegexemplar!




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