Rezension: Das Reich der sieben Höfe - Flammen und Finsternis


Nach längerer Rezensionspause, bedingt durch die Messe, habe ich heute wieder einen Titel für euch. Dieses Mal geht es um Das Reich der sieben Höfe: Flammen und Finsternis, dem zweiten Band der Erfolgsreihe der Fantasy-Autorin Sarah J. Maas. Wie es mit Feyre und Co. weitergeht und wie mir das düstere, romantische Abenteuer gefallen hat, verrate ich euch heute in meinem Beitrag.


Feyre hat sich aus den Fängen von Amarantha befreien können. Sie ist zurück am Hof des Frühlings mit Tamlin, doch Feyre muss feststellen, dass sich seit der glücklichen Zeit dort einiges geändert hat. Ihr wird immer mehr die Freiheit genommen und es scheint, als würde Tamlin Geheimnisse vor ihr wahren. Sie wird geplagt von Ängsten und furchtbaren Träumen, die sie an die Zeit unter dem Berg mit Amarantha erinnern und Feyre bekommt das Gefühl, dass ihr niemand am Frühlingshof helfen kann. Schlimmer wird es, als Rhysand vom Nachthof erscheint, um seinen Handel mit Feyre einzulösen. Sie ist gezwungen, jeden Monat eine Woche bei ihm zu verbringen. Kann Feyre all die Verwirrungen ihrer Emotionen und Ängste verarbeiten? Ist der Kampf wirklich gewonnen?
Ich war nach dem hochspannenden Finale in Band eins schon aufgeregt, wie die Geschichte von Feyre fortgesetzt werden würde. Zugegebenermaßen erschreckten mich aber von Anfang an die vielen Seiten. Als Vielleserin ja eigentlich kein Problem, doch ich ahnte, dass sich dieser Roman in die Länge ziehen würde und genau diese Vorahnung traf meiner Meinung nach auch ein. Sarah J. Maas ist eine gute Autorin, das zweifle ich nicht an, doch ich habe das Gefühl, dass das Lektorat bei ihr oft vernachlässigt wird. So ist das Buch definitiv etwas für Fans, vielleicht aber nicht für diejenigen, die Band eins der Geschichte schlichtweg mochten oder ganz in Ordnung fanden. Die deskriptive Narration langweilte mich oft und ich wünschte mir, die Erzählung würde etwas mehr an Fahrt gewinnen.

Dazu kam auch die verwirrende und ambivalente Darstellung der Protagonistin. Feyre wurde für mich vor allem dadurch interessant, dass sie in ein neues Umfeld kommt und erlernt, wie sie lesen und schreiben kann. Als Mensch legte sie eine gewisse Verletzlichkeit an den Tag, die nun im zweiten Buch vollkommen irrelevant geworden ist. Im Vordergrund stehen jetzt ihre posttraumatische Belastungsstörung und das Chaos ihrer Gefühle. Das beinhaltet jedoch scheinbar auch, dass sie gekonnt übersieht, was sich vor ihren Augen abspielt. Als Leser war mir schon im ersten Band klar, worauf die Story im nächsten Buch hinauslaufen könnte und meine Erwartungen wurden erfüllt. Da ich mich gerne von den Geschichten überraschen lasse und es etwas langweilig finde, wenn ich schon vorher weiß, was später geschieht, konnte ich Das Reich der sieben Höfe: Flammen und Finsternis leider nicht so viel abgewinnen. Feyre wird zuvor noch als klügste ihrer Geschwister dargestellt und nicht als Naivchen abgestempelt, dennoch erkennt sie nicht, wie falsch man mit ihr spielt und wer sich als wahrer Feind entpuppen könnte. Der Leser ist da Feyre um einiges voraus, was ein großer Rückschlag für das Figurenkonzept ist.

Dass bei Sarah J. Maas die Charaktere alle äußerlich sehr schön sind, habe ich schon häufiger in meinen Rezensionen ihrer anderen Titel bemerkt. Prinzipiell sehe ich auch nichts einzuwenden, wenn man gerne dieses Bild der perfekten Figuren im Kopf entstehen lassen möchte – Für mich wirken die Charaktere dadurch aber manchmal etwas übermächtig und sie erlangen Mary-Sue-Charakter. Das haben die Figuren von Maas definitiv nicht nötig!
Die äußerliche Attraktivität wird jedoch vor allem im zweiten Band mit sexuellem Verlangen gekoppelt. Die Autorin schafft es, wunderschöne und leidenschaftlich erotische Texte zu verfassen, jedoch wird Das Reich der sieben Höfe: Flammen und Finsternis in Deutschland als Jugendbuch beworben. Die expliziten Szenen und die ausschweifenden sexuellen Handlungen erinnerten eher an einen Fantasy-Erotikroman. Mir waren die Liebesszenen schlichtweg auch zu präsent. Ich hatte dadurch das Gefühl, dass die Story nicht mehr wichtig ist und das Abenteuer in den Hintergrund gedrängt wird. Irgendwann habe ich nur noch die Augen über eine erneute Sexszene rollen können. So gut sie auch geschrieben sind, sie sind auch stellenweise übertrieben und erinnerten mich an die berühmte Sexszene im letzten Twilight-Band, in der Betten und Zimmer zu Bruch gehen. Ich hätte mir gewünscht, dass man sich auf eine oder zwei solcher Szenarien beschränkt und stattdessen die Geschichte weitererzählt hätte. Daher auch meine Kritik Richtung Lektorat.

Große Kampfszenen finden hier nämlich nur wenig Platz. Auch hier kann ich mich nur wiederholen, dass die Autorin ihr Werk zwar beherrscht, denn vor Spannung konnte ich mich bei den Actionkapiteln kaum halten, doch sie kamen mir im Gesamtbild zu kurz vor. So frage ich mich aber trotz der Kritikpunkte, wie es im nächsten Buch für Feyre weitergeht und werde die Reihe, trotz einem meiner Meinung nach schwachen zweiten Band, weiterlesen.

Das Highlight war für mich definitiv wieder die Atmosphäre, die ich nach wie vor gelungen finde. Ich fühlte mich sofort mit Feyre an den Nachthof versetzt und konnte ihn mir bildlich vor Augen vorstellen. Die Dunkelheit, die leuchtenden Sterne, die Gebäude … Es machte Spaß, die Protagonistin in einem unbekannten Setting zu sehen und vor allem neue Orte zu erkunden. Ich hoffe, dass weitere Höfe in den kommenden Bänden vorgestellt werden.

Leider schneidet Das Reich der sieben Höfe: Flammen und Finsternis bei mir nicht so gut ab. Ich bin einfach keine Leserin des Erotikromans und hatte bei diesem Titel den Eindruck, dass sexuelle Abenteuer vor dem roten Faden standen, was mich enttäuschte. Nach wie vor mochte ich nämlich das Setting, die magischen Wesen und die Höfe, sodass ich auf Band drei gespannt warte. Ich wünsche mir, dass die Geschichte der Fae und der Menschen dann wieder mehr im Vordergrund stehen. Aufgrund dessen und der Tatsache, dass sich Feyre für mich charakterlich stark naiv gezeigt hat, vergebe ich zwei von fünf möglichen Lesebrillen an Das Reich der sieben Höfe: Flammen und Finsternis.



Titel: Das Reich der sieben Höfe - Flammen und Finsternis
Autorin: Sarah J. Maas
Übersetzung: Alexandra Ernst
ISBN: 978-3-423-76182-6
Verlag: dtv
Preis: 19,95€
Sonstiges: 720 Seiten, Hardcover


Die genannten Details sind der Website von dtv entnommen.

Vielen Dank an dtv für das Belegexemplar!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.